Email an … Herrn T {T 3}

​Von: PfarrerThomas@email.de
An: s-claus.t@email.de
CC:
Betreff: Teufelswerk und Menschenwerk


Grüß Gott Herr T,

ein persönliches Gespräch wäre mir zwar lieber, aber bevor ich den Teufel einfach so anrufe, schreibe ich lieber erstmal eine Email.

Eine Sache beschäftigt mich seit unseren ersten beiden Gesprächen. Sie haben mehrmals angedeutet, dass das, was wir Menschen gerne mal als teuflisch oder Teufelswerk bezeichnen, aus Ihrer Sicht eher Menschenwerk ist, also dass wir Menschen Ihnen (bzw. Ihrer ‚Firma‘) einen großen Teil der Arbeit abnehmen.

Ich kann mir schon ungefähr vorstellen was Sie damit meinen. Schließlich hat auch Luther gesagt, dass wir immer Sünder sind und bleiben.

Aber was meinen Sie konkret? Haben Sie Beispiele dafür?

Also ich kann mir da schon auch selbst einige Dinge denken: Wenn zum Beispiel jede/r einzelne von uns nur ein paar scheinbar ‚harmlose‘ Dinge tut, und dann insgesamt unsere Welt geschädigt wird.

Aber ich würde es doch gerne mal von Ihrer Warte aus verstehen. Wäre schön, wenn Sie mir ein paar Hinweise geben.

Mit den besten Grüßen,
Pfarrer T

PS: Hat der liebe Gott schon vom alkoholfreien Weizen getrunken?


Von: s-claus.t@email.de
An: PfarrerThomas@email.de
CC:
Betreff: AW: Teufelswerk und Menschenwerk


Lieber Pfarrer T,

es hat mich sehr gefreut, dass Sie sich bei mir melden.

Sie hätten gerne auch bei mir anrufen dürfen. Sie haben ja selbst erlebt, dass ich meistens daheim bin – jetzt in der Corona-Zeit sowieso. Vielleicht rufe ich Sie demnächst mal an. Ein direktes Gespräch ist, wie Sie auch selbst geschrieben haben, schöner.

Aber ein bisschen möchte ich schon jetzt auf Ihre Frage eingehen, auch wenn ich glaube, dass Sie als studierter Theologe das meiste auch schon selbst wissen oder zumindest vermuten:

Schauen Sie doch nur mal in das zweite Kapitel der Bibel: Als meine Mitarbeiterin, die Schlange, mit den Menschen spricht, braucht sie gar nicht viel Worte machen, dann erledigen die Menschen den Rest selbst. Im Grunde wirft sie nur einen kleinen Schneeball in einen schneebedeckten Hang, und in Windeseile wird von selbst eine Lawine daraus.

(Ja, ja: Ich kann mir denken, dass Sie jetzt die Frage im Kopf haben, woher denn dann der schneebedeckte Hang kommt. Vom Teufel? Von Gott? … – Dazu will ich nur sagen: Ich war es nicht; und die Schlange auch nicht.)

Ich will jetzt nicht auf die Geschichte von Kain und Abel eingehen, die ein Teil dieser Lawine ist. Besonders aufschlussreich finde ich im Hinblick auf Ihre Frage die Sache mit dem Turmbau in Babel: Hat irgendjemand die Menschen dazu angestiftet, einen Turm bis an den Himmel zu bauen, damit sie sich einen Namen machen? – Nein. Davon ist in der Bibel keine Rede, und ich kann Ihnen versichern, so war es auch tatsächlich nicht.

Ihr Menschen kommt ganz von allein darauf, möglichst hohe ‚Türme‘ der verschiedensten Arten zu bauen – bis heute. Und dass ihr es inzwischen in milliardenfacher Konkurrenz zueinander tut, macht mir und meiner ‚Firma‘ die Arbeit noch viel einfacher als damals.

Sie haben nach konkreten Beispielen gefragt: Da fallen mir so unendlich viele ‚Türme‘ ein und überhaupt so wahnsinnig viel, dass ich gar nicht wüsste, wo ich anfangen und wo aufhören sollte. Am besten, Sie denken einfach selbst darüber nach, was Sie ja bestimmt auch schon getan haben und weiter tun werden.

Herzlich grüßt Sie
Ihr T

PS: Was Ihre Frage nach dem lieben Gott und dem Bier angeht. Da möchte ich jetzt per Email nicht zu viele Interna preisgeben …

PPS: Sie haben, wenn auch selten, doch schon mal über ‚mich‘ gepredigt. Könnten Sie mir die entsprechende Predigt zuschicken? – Natürlich könnte ich auch im himmlischen Archiv nachschauen, aber das ist ein bisschen aufwändig.


Von: PfarrerThomas@email.de
An: s-claus.t@email.de
CC:
Betreff: Predigt über ‚Sie‘


Lieber Herr T,

anbei schicke ich Ihnen die von Ihnen gewünschte Predigt.

Herzlicher Gruß vom Pfarrer T!

PS: Das mit dem himmlischen Archiv müssen Sie mir bei Gelegenheit mal näher erklären. ​

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