Lebendiger Gott!
Du bist Da, heißt es;
Du bist gegenwärtig mitten unter uns.
Können wir das glauben?
Wagen wir, das zu hoffen?
Verstehen wir überhaupt, was das heißt:
dass Du Da bist;
dass wir Da sind
in dieser Welt voller Wunder und Rätsel,
voller Freude, Leid und Vergänglichkeit
– und mitten darin gehen wir unseren Weg?
Wir können es nicht ergründen,
das Geheimnis unseres Lebens und Sterbens,
das Geheimnis der großen Welt und der kleinen Dinge,
das Geheimnis Deiner Gegenwart.
Wir können zweifeln, verzweifeln, lachen, weinen, staunen, …
und uns an Dich wenden im Gebet:
ohne Worte,
mit eigenen Worten
oder mit Worten wie diesen:
(Psalm 139)
Lebendiger Gott!
Ich sitze oder stehe auf, so weißt Du es;
du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist Du um mich
und siehst alle meine Wege.
Von allen Seiten umgibst Du mich
und hältst Deine Hand über mir.
Dass du mich so durch und durch kennst,
das übersteigt meinen Verstand;
es ist mir zu hoch, ich kann es nicht fassen.
Stiege ich hinauf zum Himmel, du bist dort,
und schlüge ich mein Lager auf im Totenreich, sieh, du bist da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte
und liesse mich nieder am äussersten Ende des Meeres,
so würde auch dort Deine Hand mich führen
und Deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein –,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei Dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag.
Denn Du hast mein Innerstes bereitet
und hast mich gebildet im Mutterleibe.
Ich danke Dir dafür,
dass ich wunderbar gemacht bin;
wunderbar sind deine Werke;
das erkennt meine Seele.
Doch wie rätselhaft sind mir Deine Gedanken, Gott,
und wie unermesslich ist ihre Fülle!
Unzählbar sind sie wie der Sand am Meer.
Nächtelang denke ich über Gott und die Welt nach
und komme zu keinem Ende.
Nur dies spüre ich:
Du bist Da!
Durchforsche mich, Gott,
und sieh mir ins Herz.
Prüfe meine Wünsche und Gedanken!
Und wenn ich in Gefahr bin,
mich von Dir zu entfernen,
dann bring mich zurück auf den Weg zu Dir!
Amen.